Über 15 Jahre mussten die Fans des MSV Duisburg und von Rot-Weiss Essen warten, am Freitag steigt es endlich: Das erste Derby in der Liga seit 2007. Damals standen sich der MSV und RWE am letzten Spieltag der Zweitliga-Saison gegenüber - in einer denkwürdigen Partie. Die Zebras gewannen 3:0, nach Abpfiff wurde gefeiert und geweint. Denn während Duisburg den Aufstieg perfekt machte, stieg Essen ab.
Damals mittendrin: Baris Özbek. Für den heute 35-Jährigen war es das letzte Spiel im rot-weissen Trikot. Er wechselte anschließend in die Türkei und legte eine Karriere hin, die ihn mit Galatasaray bis in den Europapokal und zur türkischen Meisterschaft führte. Anfang 2016 kehrte Özbek ins Ruhrgebiet zurück, heuerte für knapp zwei Jahre beim MSV an. Mit den Zebras feierte er den Zweitliga-Aufstieg. Heute lebt Özbek in Istanbul. Bei RS erinnert er sich an das Derby von 2007 und spricht über das anstehende Duell seiner Ex-Klubs.
Eigentlich hatte ich schon vor dem Anpfiff das Gefühl, dass wir absteigen würden.
Baris Özbek über das Derby von 2007
Baris Özbek, am Freitagabend steigt das Derby zwischen Ihren früheren Vereinen. Wem drücken Sie die Daumen?
Ich schaue mit gemischten Gefühl auf die Partie. Für Rot-Weiss Essen habe ich schon in der Jugend gespielt, dort wurde ich zum Profi und zum deutschen U-Nationalspieler. Ich habe schöne, aber auch weniger schöne Erinnerungen an meine Jahre bei RWE. Meine Duisburger Zeit liegt nicht ganz soweit zurück. Wir sind 2017 aufgestiegen und ich habe heute noch einige Freunde im Verein. Wenn ich mich entscheiden muss, halte ich es mit dem MSV.
Mit den weniger schönen Erinnerungen meinen Sie bestimmt den Abstieg 2007 nach dem 0:3 gegen den MSV am letzten Spieltag. Wie schauen Sie auf die Partie zurück?
Wir hatten das Hinspiel gegen den MSV zuhause ganz knapp verloren (1:2, d. Red.), aber vor dem Rückspiel war mir schon klar, dass es sehr schwer werden würde. Derby, ausverkauftes Stadion und starke Duisburger, die mit einem Sieg aufsteigen konnten. Es war mein letztes Spiel für RWE, mein Wechsel zu Galatasaray stand bereits fest. Natürlich wollte ich trotzdem unbedingt die Liga halten. Aber eigentlich hatte ich schon vor dem Anpfiff das Gefühl, dass wir absteigen würden.
Warum?
Wir sind damals unter Uwe Neuhaus sehr schwach in die Saison gestartet. Aber nach dem Trainerwechsel zu Lorenz-Günther Köstner haben wir eine starke Aufholjagd hingelegt. Zum Beispiel haben wir den 1. FC Köln zuhause vor ausverkauftem Haus mit 5:0 plattgemacht - und das auch noch an Karneval. Am vorletzten Spieltag haben wir dann gegen Burghausen gespielt. Mit einem Sieg wären wir in der Liga geblieben. Wir haben lange geführt, dann kassieren wir in der Nachspielzeit durch einen Sonntagsschuss das 1:1. Da habe ich den Glauben an den Klassenerhalt verloren.
Wie intensiv verfolgen Sie heute Ihre Ex-Klubs?
Nicht mehr ganz so intensiv, Duisburg vielleicht etwas mehr, da habe ich ja zuletzt gespielt. Ich habe noch einige Verbindungen, telefoniere häufiger mal mit meinem früheren Teamkollegen Branimir Bajic (inzwischen Scout beim MSV, d. Red.). Aber natürlich habe ich mich sehr darüber gefreut, dass Essen die Rückkehr in den Profifußball endlich geschafft hat. Zu Rot-Weiss habe ich keine Kontakte mehr, der Verein hat sich nie bei mir gemeldet. Schade eigentlich, denn es gibt ja nicht allzu viele Spieler, die von Essen aus den Sprung in den internationalen Fußball geschafft haben.
Baris Özbek: Karriere in Zahlen
Galatasaray: 139 Spiele, 12 Tore, 16 Vorlagen
Union Berlin: 44 Spiele, 2 Tore, 6 Vorlagen
Rot-Weiss Essen: 39 Spiele, 1 Tor, 3 Vorlagen
Fatih Karagümrük: 32 Spiele, 2 Tore, eine Vorlage
MSV Duisburg: 26 Spiele, zwei Vorlagen
TuS Bövinghausen: 13 Spiele, 1 Tor
Trabzonspor: 9 Spiele
Was trauen Sie RWE im ersten Drittliga-Jahr zu?
Für Rot-Weiss Essen sollte nur der Klassenerhalt zählen. Sie müssen sich erst einmal an die Liga gewöhnen, das hat man bei der Niederlage im ersten Spiel gesehen. Es ist einfach wichtig, dass sie in der Liga bleiben, damit es in Essen wieder dauerhaft Profifußball zu sehen gibt.
Und wie blicken Sie auf den MSV?
Es ist ein Rätsel für mich. Wenn ich mir die Mannschaft anschaue, mit höherklassig erfahrenen Spielern wie meinem früheren Teamkollegen Moritz Stoppelkamp oder Aziz Bouhaddouz - da kann ich nicht nachvollziehen, warum sie zuletzt gegen den Abstieg gespielt haben. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen die Probleme in dieser Saison in der Griff bekommen. Der MSV gehört mindestens in die 2. Liga, mit den Fans, dem Stadion, dem Trainingsgelände.
Nach dem Ende Ihrer Profikarriere haben Sie noch bis Ende letzten Jahres für den TuS Bövinghausen gespielt. Wie sehen Ihre Zukunftspläne im Fußball aus?
Ich möchte gerne als Trainer arbeiten und habe zuletzt meine B-Lizenz gemacht. In Bövinghausen war ich spielender Co-Trainer. Das war für mich eine Art Übergang - ich konnte mich fit halten, mit alten Freunden kicken und schon mal ins Trainer-Geschäft reinschnuppern. Jetzt arbeite ich an meiner A-Lizenz und hoffe, dass ich bald an der Linie stehen kann.
Wie lautet Ihr Tipp für Freitagabend?
3:1 für Duisburg.